Zitate

Das Leben hat einen Sinn in sich und an sich. Das sieht man gut, wenn das Leben jeglichen äußeren Sinn verliert: Jugend, Schönheit, Gesundheit, Freiheit. Dann werden wir Zeuge dessen, dass der Wert des Lebens nicht in diesen wünschenswerten aber unbeständigen Werten liegt, sondern in ihm selbst!

Meine Flucht in die Freiheit – Notizen aus dem Gefängnis 1983-1988, Kapitel I Vom Leben, Menschen und Freiheit, Notiz Nr. 9

Hegel stellt Schwarze, Inder, Chinesen in einem ausgesprochen schlechten Bild dar. So z.B.: „Im Charakter des Schwarzen gibt es nichts, das an Menschlichkeit erinnert… Die menschliche Wertlosigkeit reicht bis zur Unglaublichkeit; Tyrannei wird nicht als Unrecht erachtet, sodass Kannibalismus überaus verbreitet und eine zugelassene Erscheinung ist“. Oder: „China kennt kein Ehrgefühl… Da es keine Ehre gibt… so dominiert das Bewusstsein der Unterwürfigkeit, welche leicht zu Ruchlosigkeit übergeht. Mit dieser Ruchlosigkeit steht die große Morallosigkeit der Chinesen im Zusammenhang. Sie sind dafür bekannt, dass sie betrügen wo sie nur können; ein Freund betrügt seinen Freund und niemand ist nachtragend, wenn es bekannt wird… Hinterhältigkeit und Arglist sind der grundlegende Charakter des Inders; unterwürfig schleimend und duckmäuserisch zeigt er sich gegenüber einem Sieger und Herrscher, hingegen völlig skrupellos und grausam gegenüber dem Überwältigten und Untergebenen“ (Hegel, Philosophie der Geschichte). Mein Kommentar: In diesen Erklärungen liegt klarer Rassismus oder zumindest Eurozentrismus. Wenn moralisches Fühlen ein Privilegium nur einiger Rassen oder Völker wäre, wäre es nicht mehr was es ist. Moralisch (oder unmoralisch) ist der Einzelne, nicht ein Volk, sodass jede Generalisation inakzeptabel ist.

Meine Flucht in die Freiheit – Notizen aus dem Gefängnis 1983-1988, Kapitel I Vom Leben, Menschen und Freiheit, Notiz Nr. 23

Nur wer fragt, bekommt eine Antwort.

Meine Flucht in die Freiheit – Notizen aus dem Gefängnis 1983-1988, Kapitel I Vom Leben, Menschen und Freiheit, Notiz Nr. 70

Zwei Männer würfeln auf der „Titanic“, welche sinkt. Einer von ihnen schummelt mit seinen Karten. Viele Menschen ähneln im Leben diesen beiden.

Meine Flucht in die Freiheit – Notizen aus dem Gefängnis 1983-1988, Kapitel I Vom Leben, Menschen und Freiheit, Notiz Nr. 294

Newton, Darwin und Freud haben in alles, was sie erforscht haben, Determinismus eingeführt: der Erste in den Kosmos, der Zweite in die Welt des Lebens, der Dritte in die Psyche. All diese Determinismen werden später in gleicher Reihenfolge in Frage gestellt werden. Begonnen hat dies mit Einsteins Bestreitung von Newtons Kosmos.

Meine Flucht in die Freiheit – Notizen aus dem Gefängnis 1983-1988, Kapitel I Vom Leben, Menschen und Freiheit, Notiz Nr. 328

Das Leben ist ein Spiel, in dem niemand gewinnt… außer jenen, die glauben und Gutes tun… (Qur’an, Sure Asr)

Meine Flucht in die Freiheit – Notizen aus dem Gefängnis 1983-1988, Kapitel I Vom Leben, Menschen und Freiheit, Notiz Nr. 366

Es gibt einige Paradoxa. Gäbe es keine Nacht, würde uns das majestätische Bild des Sternenhimmels vorenthalten sein. So beraubt uns das Tageslicht eines „Sehens“, die Dunkelheit, Finsternis hingegen hilft, etwas zu „sehen“.

Meine Flucht in die Freiheit – Notizen aus dem Gefängnis 1983-1988, Kapitel I Vom Leben, Menschen und Freiheit, Notiz Nr. 500

Zu derselben Sache ist eine Vielzahl an Lügen möglich. Die Wahrheit über sie ist nur eine.

Meine Flucht in die Freiheit – Notizen aus dem Gefängnis 1983-1988, Kapitel I Vom Leben, Menschen und Freiheit, Notiz Nr. 533

Die Rede ist nicht nur von der Würde des Lebens sondern auch der Würde des Todes. Diese beiden sind verknüpft. Die Missachtung des Todes ist eine Folge der Missachtung des Lebens.

Meine Flucht in die Freiheit – Notizen aus dem Gefängnis 1983-1988, Kapitel I Vom Leben, Menschen und Freiheit, Notiz Nr. 847

Das Unglück zu suchen – das ist nicht Mut sondern Wahnsinn. Mut ist die Bereitschaft des Menschen, sich geistesgegenwärtig dem Unglück, das unvermeidlich ist, entgegenzustellen.

Meine Flucht in die Freiheit – Notizen aus dem Gefängnis 1983-1988, Kapitel I Vom Leben, Menschen und Freiheit, Notiz Nr. 1746

Romeo und Julia, Tristan und Isolde, Omer und Merima, Leila und Madschnun lieben einander. Und wir lieben sie. Wir lieben sie, weil sie einander lieben. Wir lieben sie, auch wenn wir sie nicht kennen. Daraus folgt: Wir lieben nicht sie, wir lieben in Wirklichkeit die Liebe.

Meine Flucht in die Freiheit – Notizen aus dem Gefängnis 1983-1988, Kapitel I Vom Leben, Menschen und Freiheit, Notiz Nr. 3559

In allen Schulen im muslimischen Osten würde ich das Unterrichtsfach „kritisches Denken“ einführen. Im Unterschied zum Westen ist der Osten nicht durch diese raue Schule gegangen und das ist der Grund für viele seiner Schwächen.

Meine Flucht in die Freiheit – Notizen aus dem Gefängnis 1983-1988, Kapitel III Politische Notizen, Notiz Nr. 1940

Vom Unverständnis zur Aggressivität ist es nur ein Schritt.

Meine Flucht in die Freiheit – Notizen aus dem Gefängnis 1983-1988, Kapitel III Politische Notizen, Notiz Nr. 845

Eine Devise aller Schifffahrer (nach allen Schiffskatastrophen und Havarien): „Die Schifffahrt muss sein.“

Meine Flucht in die Freiheit – Notizen aus dem Gefängnis 1983-1988, Kapitel III Politische Notizen, Notiz Nr. 947

Vergessen wir nicht: Muhammad a.s. hat gegen die Paganen Schlachten geführt, aber er hat mit ihnen auch verhandelt.

Meine Flucht in die Freiheit – Notizen aus dem Gefängnis 1983-1988, Kapitel VI Notizen über den Islam – historische und andere Linien, Notiz Nr. 2226

Unser Ziel ist nicht der vollkommene Mensch, noch weniger eine vollkommene Gesellschaft. Wir wollen lediglich normale Menschen und eine normale Gesellschaft. Gott bewahre uns vor irgendwelchen „Vollkommenheiten“!

Meine Flucht in die Freiheit – Notizen aus dem Gefängnis 1983-1988, Kapitel VI Notizen über den Islam – historische und andere Linien, Notiz Nr. 2013

Der Qur’an und der Islam sind zu wichtig, um sie den Hodschas zu überlassen.

Meine Flucht in die Freiheit – Notizen aus dem Gefängnis 1983-1988, Kapitel VI Notizen über den Islam – historische und andere Linien, Notiz Nr. 310

Die Abwesenheit von jeglichem rassistischen Gefühl in der muslimischen Welt hat Malcolm X geistreich als „Farbenblindheit“ bezeichnet. Sie sehen die Hautfarbe nicht, sie sehen den Menschen. Weder bedeutet ihnen die Hautfarbe noch sagt sie ihnen etwas über diesen Menschen.

Meine Flucht in die Freiheit – Notizen aus dem Gefängnis 1983-1988, Kapitel VI Notizen über den Islam – historische und andere Linien, Notiz Nr. 444

Bisher haben wir über den Schaden und die Niederlagen gesprochen, die uns andere zugefügt haben. Es ist Zeit, dass wir über den Schaden und die Niederlagen zu sprechen beginnen, die wir uns selbst zufügen. Das wird der Beginn unserer Reife sein.

Meine Flucht in die Freiheit – Notizen aus dem Gefängnis 1983-1988, Kapitel VI Notizen über den Islam – historische und andere Linien, Notiz Nr. 40

Warum sind Völker, deren Gebet Reinigung darstellt und das mit ständigem Beachten der Uhrzeit in Zusammenhang steht, nicht ein Beispiel für Sauberkeit und Pünktlichkeit? Warum sind Völker, die dreißig Tage im Jahr auf Essen und Trinken verzichten, nicht das Beispiel für Disziplin geworden? Wie konnten ihnen nach vierzehn Jahrhunderten dieser manchmal rauen und strengen Praxis nicht Reinheit, Genauigkeit und Disziplin zur zweiten Natur oder gar zur Obsession werden? Wer eine zufriedenstellende Antwort auf diese beiden Fragen geben kann, verdient den Nobelpreis.

Meine Flucht in die Freiheit – Notizen aus dem Gefängnis 1983-1988, Kapitel VI Notizen über den Islam – historische und andere Linien, Notiz Nr. 41a

Interessant ist, dass sowohl die Nazis als auch die Stalinisten gleichermaßen Gegner von Jazz waren. Sie nannten sie „Kanibalenmusik“.

Meine Flucht in die Freiheit – Notizen aus dem Gefängnis 1983-1988, Kapitel V Kommunismus und Nazismus – einige Tatsachen, die nicht vergessen werden dürfen, Notiz Nr. 2846

Der Mensch sollte den Menschen lieben und nicht die Menschheit. Dies Letztere ist eine Ausrede für den Mangel an Liebe für den Menschen („Liebe deinen Nächsten“).

Meine Flucht in die Freiheit – Notizen aus dem Gefängnis 1983-1988, Kapitel V Kommunismus und Nazismus – einige Tatsachen, die nicht vergessen werden dürfen, Notiz Nr. 1026